Viele unserer Patienten hatten bereits einmal Beißschienen bzw. Aufbissschienen. Meist wurden sie eingesetzt, da ihr Zahnarzt Schlifffacetten und Abrasion, also Abnutzung, an den Zähnen festgestellt hatte. Jedoch wurden diese Schienen oftmals nur kurzfristig getragen – sie passten nicht richtig, waren unangenehm oder störten sogar erheblich.

Der Erfolg von Beißschienen bzw. Aufbissschienen liegt aber nicht nur allein in der korrekten Herstellung. Ein genauso wesentlicher Punkt ist die anschließende Kontrolle und Feineinstellung am Patienten mit entsprechenden Anpassungen, wo sich dies als nötig herausstellt.

Der Anwendungsbereich von Aufbissschienen bzw. Beissschienen

Ein hauptsächlicher Anwendungsbereich von Aufbissschienen und Beißschienen ist der Schutz von Zähnen bei Fehlbelastungen. Knirschen oder Pressen Patienten etwa, man nennt dies in der Zahnmedizin Bruxismus, wird durch diese meist nächtlichen Vorgänge kontinuierlich Zahnsubstanz abrasiert. Zum Schutz der Zähne werden Knirscherschienen verschrieben, die den Druck gleichmäßig verteilen und deren Material unschädlich für die Zähne ist. Zudem wird die schmerzhaft verspannte Kaumuskulatur dadurch entspannt. Es findet bei korrekter Anfertigung der Schiene eine neuromuskuläre Umprogrammierung statt.

Aufbissschienen bei CMD (Craniomandibuläre Dysfunktion)

Ein sehr häufiges Anwendungsgebiet von Aufbissschienen ist aber insbesondere eine CMD-Symptomatik. CMD ist die Abkürzung für Craniomandibuläre Dysfunktion, wobei Cranio der medizinische Begriff für Schädel, Mandibula der für Unterkiefer ist. Hierbei liegt also eine Funktionsstörung zwischen Schädel und Unterkiefer vor, die beide über das Kiefergelenk miteinander verbunden sind.

Das Kiefergelenk nimmt im menschlichen Körper eine Ausnahmestellung ein: es ist das einzige Gelenk bzw. die einzige Muskelgruppe, die mit einem extrem harten und starren Gegenstück funktionieren muss: dem Gebiss. Hierbei kommt es auf einen ganz besonders hohen Grad an Feinmotorik an, um die einzelnen Komponenten nicht zu überlasten und um als harmonisches Ganzes zu funktionieren.

Dieses äußerst komplexe System kann durch eine Vielzahl an Gründen gestört werden: Zahnfehlstellungen aller Art, falsch eingesetzter Zahnersatz oder auch frühere Korrekturen durch einen Kieferorthopäden. Aber auch weniger offensichtliche Gründe können diesen Apparat ungünstig beeinflussen, aus dem Gleichgewicht bringen und zu Problemen führen: von Fehlstellungen der Hüfte oder der Wirbelsäule, über unterschiedlich lange Beine bis zu psychischen Problemen oder Störungen der Sehorgane.

Diese Störungen führen dann zu einer großen Bandbreite an vom Patienten wahrgenommenen Symptomen und Auswirkungen, die eine Diagnose von CMD anfänglich meist sehr schwierig machen.

CMD Symptome

  • Knirschen und Pressen der Zähne

  • Knacken oder Reiben der Kiefergelenke

  • Empfindliche Zähne oder empfindliches Zahnfleisch

  • Muskelschmerzen im Kopfbereich, in Schultern oder Rücken

  • Kopfschmerzen und Migräne

  • Tinnitus und Schwindel

  • Lichtempfindlichkeit, Sehstörungen, Augenschmerzen

  • Stimm- und Sprachstörungen

  • Atemgeräusche und Schnarchen (es gibt auch spezielle Schnarchschienen)

  • Brustschmerzen, Herzrhythmusstörungen

Die Vielzahl an Symptomen ist auch der Grund für die relativ allgemeine Bezeichnung Craniomandibuläre Dysfunktion (CMD). Zu diesem Zweck eingesetzte Schienen werden kurz als CMD-Schienen bezeichnet.

Der Aufbau einer Aufbissschiene

Beißschienen bzw. Aufbissschienen werden üblicherweise immer nur einfach hergestellt: entweder für den Oberkiefer oder für den Unterkiefer, je nach dem individuellen Behandlungsziel. Die Herstellung der transparenten Schienen erfolgt über das computergesteuerte Herausfräsen aus einem Plexiglasblock.

Durch das Einschleifen bzw. Aufbauen der Beissschienen werden die Bisskontakte der Zähne genau definiert, worüber die Bisslage exakt gesteuert werden kann. Das sog. Frontzahnschild zwischen den Eckzähnen sorgt dabei für die korrekte Einstellung der Bewegung des Unterkiefers. Hierbei sind eine Vielzahl an Faktoren einzustellen und zu beachten. Daher funktionieren einfache Schienen, die lediglich ein Kaurelief aufweisen oder aufgrund ihrer Materialeigenschaften schlecht zu bearbeiten sind, auch nicht hinreichend genug, um einen Behandlungserfolg zu gewährleisten.

Funktion der Aufbissschiene

Eine funktionierende Aufbissschiene zwingt den Unterkiefer nicht ein eine bestimmte Funktionsweise – sondern sie unterstützt die körpereigene Regeneration. Bereits durch eine geringe Änderung werden eingefahrene Funktionsmuster durchbrochen und dann vom Körper selbst geändert. Zudem schützt die CMD-Schiene erfolgreich vor Überlastung, die den Grund für eine Vielzahl von Symptomen darstellt. Durch die gleichmäßige Einstellung wird das Kiefergelenk darin unterstützt, die eigene neutrale Position wieder korrekt zu finden. Schlussendlich liefern dann die Abschliffspuren an der Schiene auch noch genaue Erkenntnisse über die individuelle Problematik.

Behandlungsdauer von Beißschienen

Da sich eine typische CMD-Problematik über viele Jahre lang aufgebaut hat, ist es leider nicht möglich, diese in einem vergleichsweise kurzen Zeitraum mit dem Einsatz von etwa nur einer einzigen Schiene erfolgreich zu therapieren. Die CMD-Schiene bzw. Beissschiene muss immer wieder nachgeschliffen, überprüft und gegebenenfalls erneuert werden. Die Behandlungsdauer beläuft sich daher zwischen wenigen Wochen bis zu vielen Monaten – durchschnittlich sind es drei bis vier Monate. Auch der Behandlungserfolg kann sich bereits nach wenigen Wochen, aber eben auch erst nach Monaten einstellen. Abhängig ist dies unter anderem auch von der Tragehäufigkeit der Schiene.

Zusätzlich zur zahnärztlichen Behandlung ist aber auch noch die Kombination mit manueller Therapie sinnvoll. Physiotherapie, Osteopathie oder Craniosakrale Therapie tragen wesentlich zum Erfolg einer CMD-Behandlung bei.

Schienenbehandlungen

Eine Behandlung mit Beissschienen ist für Patienten für gewöhnlich unkompliziert, nichtinvasiv und auch nicht schmerzhaft. Die meisten kommen mit den Schienen ausgesprochen gut zurecht, sind morgens wesentlich entspannter und möchten sie nicht mehr missen. Allerdings funktioniert die Behandlung nur so lange gut, wie die Schiene vom Patienten auch getragen wird. Unzureichend eingestellte Schienen, die unbequem sind oder stören, werden letztlich nicht in einem ausreichenden Maße getragen und verhindern somit auch die erfolgreiche Therapie.

In schwierigen Fällen arbeiten wir mit spezialisierten Physiotherapeuten zusammen. Die gemeinsame Behandlung führt in vielen Fällen sehr schnell zu muskulärer Entspannung und zum Abnehmen des Beschwerdebildes.

Wir möchten, dass Sie sich mit einer optimalen Schiene wohlfühlen, diese gerne tragen und somit Ihr gewünschtes Behandlungsziel mit Erfolg erreichen!