Zahnprovisorien kommen bei der Versorgung von Zähnen mit etwa Inlays oder Onlays zum Einsatz. Sie überbrücken den Zeitraum zwischen der zahnärztlichen Versorgung eines Zahnes und der Fertigstellung des Zahnersatzes durch den Zahntechniker.

Trotz der kurzen Lebensdauer von Provisorien, die lediglich einige Wochen oder Monate beträgt, kommt ihnen eine besondere Wichtigkeit zu. Denn schon viele Patienten haben über die Jahre hinweg negative Erfahrungen mit Provisorien gemacht. Zum Teil sitzen sie nicht korrekt, stören im Mund oder beim Kauen, sehen unansehnlich aus, sind empfindlich gegen Süßes oder Kälte. Oft fallen sie in den ungünstigsten Momenten heraus, brechen oder rufen Entzündungen des Zahnfleisches hervor.

Bei der gebotenen Sorgfalt in ihrer Herstellung lassen sich hingegen praktisch all diese Probleme von Provisorien vermeiden.

Die Aufgaben von Zahnprovisorien

  • Zahnprovisorien ersetzen temporär die fehlende Zahnsubstanz, bis der eigentliche Zahnersatz fertiggestellt ist

  • Sie schützen die freigelegte Zahnsubstanz vor chemischen, physikalischen und mechanischen Reizen

  • Sie sichern die Stellung der Zähne

  • Sie stabilisieren Bisslage und Zahnkontakte

Um all diese Aufgaben optimal erfüllen zu können, sollten Zahnprovisorien weitestgehend dem fertigen Zahnersatz entsprechen ­– aber schneller und günstiger direkt vom Zahnarzt selbst hergestellt werden können. Außerdem muss das Material nur für die Zeit der Überbrückung haltbar und das Provisorium leicht genug entfernbar sein, sobald der Zahnersatz fertig ist und eingesetzt werden kann.

Während dieser Überbrückungszeit, die je nach Dauer zwischen wenigen Wochen und einigen Monaten variieren kann, sollte das Provisorium so perfekt wie möglich funktionieren. Manchmal ist dies durchaus eine Herausforderung, insbesondere wenn nur sehr geringe Materialstärken verwendet werden können oder große Bereiche versorgt werden müssen. Das funktioniert dann möglicherweise bei Keramikinlays bestens, kann bei den für Provisorien verwendeten Kunststoffen aber durchaus problematisch sein, da diese weicher und empfindlicher als Keramik sind. Bei den eingesetzten Kunststoffen handelt es sich um spezielle Zweikomponenten-Kunststoffe in verschiedenen Zahnfarben, die chemisch aushärten oder um Kunststoffe, die mittels UV-Licht schnell komplett ausgehärtet werden können. Die weitere Anpassung oder Erweiterung bzw. Verstärkung findet dann mit flüssigem Flow-Komposit statt.

Kunststoffe dieser Art sind sehr gut bearbeitbar, anpassbar sowie bei den Patienten durchwegs gut verträglich. Die Form wird entweder anhand des anfangs genommenen Zahnabdrucks erstellt. Bei komplexeren Fällen wird vom Zahntechniker im Labor die endgültige Zahnform in Dental-Wachs erstellt (Wax-up) und mit Hilfe eines durchsichtigen Formteils auf die präparierten Zähne erstellt.

Fehlerquellen bei der Herstellung von Zahnprovisorien

  • Abformung
    Luftblasen oder schlechte Abformung durch Bewegungen der Form während des Abformungsvorgangs

  • Einbringen des flüssigen Kunststoffes
    Luftblasen oder Fehler bei der Anfertigung des Kunststoffes

  • Fremdmaterial
    Blut und Speichel kommen in die Kunststoffmasse oder die Masse fließt über das Zahnfleisch

  • Entnahme
    Die Form reißt oder bricht bei der Entnahme

  • Bearbeitung
    Zuviel oder zu wenig Material wird entfernt, die Politur wird nicht ordentlich durchgeführt

  • Einstellung der Kontakte
    Das Provisorium ist zu hoch oder zu niedrig

  • Einsetzen
    Zementmischung, Zementmenge oder Druck zu gering oder zu stark (Brüche, Risse, falsche Position)

  • Entfernen
    Zement wird nicht komplett entfernt, Brüche

Häufig wird in Praxen der Herstellung von Provisorien nicht mit der nötigen Sorgfalt durchgeführt. Schließlich handelt es sich nicht um das eigentliche Endprodukt der Behandlung, sondern lediglich um eine kurzfristige Zwischenlösung – ein Provisorium eben. Und doch stellt eben genau dieses Provisorium einen ganz wesentlichen Teil der Versorgung mit einem Zahnersatz dar und trägt maßgeblich zum Wohlbefinden des Patienten und auch zum Behandlungserfolg bei.

Provisorien als Prototypen

Provisorien können noch eine weitere wichtige Funktion übernehmen: und zwar die eines Prototypen. Oft kann es sinnvoll sein, die gewünschten Behandlungsergebnisse vorwegzunehmen und durch die Erprobung mittels eines Prototypens, in diesem Fall dem Langzeit-Provisorium, sicherzustellen. So kann etwa das optische oder auch phonetische Optimum in dieser Phase erprobt werden. Außerdem sind Anpassungen oder Ausformungen des Weichgewebes möglich, wie auch die Überprüfung der Hygienefähigkeit bezüglich der Zahnzwischenräume oder bei Brücken.

Durch die Vorwegnahme des Endproduktes erleichtert ein solches Provisorium auch die Kommunikation zwischen dem Patienten, dem Zahnarzt und dem Zahntechniker. Insbesondere ist dies bei der gemeinsamen Erarbeitung von Frontzahnreihen ein ganz wesentlicher Punkt für den Behandlungserfolg. Denn an Provisorien können alle Arten von Änderungen leicht durchgeführt werden – ob es sich nun um formgebende oder farbliche Veränderungen handelt. Erst wenn das Ergebnis dann den Wünschen des Patienten sowie allen anderen Kriterien entspricht, fertigt der Zahntechniker das finale Produkt an.

Fazit

Provisorien sind kein notwendiges Übel, sondern ein ganz wesentlicher Teil der Versorgung mit Zahnersatz. Mit ihnen sollte sich der Patient nicht nur wohl fühlen, schmerzfrei bleiben und keine unerwünschten Vorfälle erleiden müssen. Sie können bei richtiger Anwendung auch maßgeblich und in vielerlei Art und Weise dazu beitragen, dass der Zahnersatz so optimal wir nur irgend möglich wird.