Ein Zahnimplantat besteht in den meisten Fällen aus Titan. Bei einer Titan Unverträglichkeit können alternativ Zahnimplantate aus Keramik eingesetzt werden. Allerdings sind nur ca. 2% aller weltweit eingesetzten Zahnimplantate sind aus Keramik gefertigt. Im Praxisalltag und in der Wissenschaft hat sich vor allem das Titanimplantat bewährt.

Zahnimplantate aus Keramik

Keramikimplantate aus Zirkonoxyd sind als Ein-Stück-Implantate mittlerweile auch wissenschaftlich mit validen Daten unterlegt. Eine Studie, die ich mit Kollegen Mellinghoff 2015 publiziert habe, gehört zu diesen Untersuchungen.

Der Einsatz dieser Ein-Stück-Implantate ist jedoch sehr eingeschränkt: die anatomische Knochenform der Kiefer lässt den Einsatz dieser Zahnimplantate nur in wenigen Bereichen zu. Zudem sind diese Implantate meistens sehr dick, damit sie den Belastungen Stand halten können, da sie hauptsächlich im Seitenzahnbereich eingesetzt werden können – sofern genügend Knochensubstanz vorhanden ist. Es muss also immer genügend Knochensubstanz vorhanden sein, damit diese einteiligen Zahnimplantate aus Keramik risikoarm eingesetzt werden können.

Zweiteilige Zahnimplantate aus Titan sind der Standard

Damit die Implantate auch in anderen Bereichen eingesetzt werden können, müssen diese Implantate aus 2 Teilen bestehen: einem Knochenanteil, der Implantatkörper und dem Aufbauteil (Abutment), der die Zahnkrone später trägt. Man nennt diese Implantate 2-teilige Implantate. Sie sind bei den Titanimplantaten der weltweite Standard, wobei technisch hier viele Unterschiede in der Verbindungstechnologie dieser beiden Teile bestehen.

Bevorzugt werden selbsthemmende konische Implantatverbindungen, da sie die auftretenden Kaukräfte besser absorbieren können und den Knochen am Implantathals besser stabilisieren können.

Das ist entscheidend, denn das Implantat sollte zeitlebens vollständig vom Kieferknochen umgeben sein, ansonsten treten Entzündungen am Implantat auf, welche auch den Knochen bis zum Implantatverlust schädigen können (Periimplantitis).

Zweiteilige Implantate aus Keramik sind zwar am Markt, aber verlässliche und seriöse Studienergebnisse gibt es nicht. Viele dieser Keramik-Implantate haben mechanische Probleme, die auftretenden Kaukräfte aufzunehmen und brechen daher. Oft muss das gebrochene Implantat in diesen Fällen wieder entfernt werden. Auch ist die schlechtere Einheilqualität dieser Implantate immer noch ein großes Thema.

Titan Unverträglichkeit oder Titan Allergie?

In seltenen Fällen kann Titan bei manchen Patienten zu Unverträglichkeiten führen. Es handelt sich hierbei nicht wie fälschlicher Weise oft behauptet um eine Titanallergie – eine Titanallergie gibt es nämlich nicht.

Die Titanunverträglichkeit beruht auf anderen Effekten: bei Titan, aber auch bei Zirkonimplantaten (Keramikimplantate), kommt es beim Eindrehen des Zahnimplantats zur Abscherungen der aufgerauten Oberfläche in das umgebende Knochengewebe. Die Menge an Partikeln ist bei Zirkonimplantaten geringer als bei Titanimplantaten, aber dennoch vorhanden.

Symptome bei Titan Unverträglichkeit

Die individuelle Immunologie jedes einzelnen Patienten entscheidet darüber, ob es durch die Abscherungen der aufgerauten Oberfläche während des EIndrehens zu Entzündungsreaktionen im Körper kommt und wie hoch dieses Entzündungspotenzial jeweils ist. Immunologisch verhält sich der Körper in diesem Fall völlig identisch, egal ob es sich um ein Titanimplantat oder ein Zirkonimplantat handelt. Wir wissen noch nicht sehr viel darüber, aber eines ist sicher: die Reaktionen auf diese Partikel (Titan oder Zirkon) ist bei jedem Individuum anders, die Vorgänge sind jedoch identisch!

Der Abrieb der Implantatoberfläche (Titan oder Zirkon) scheint ein entscheidender Faktor zu sein. Wenn wir also den Abrieb verhindern können, haben wir einen entscheidenden Schritt gemacht – ohne Abriebpartikel auch keine unspezifischen Entzündungsvorgänge. Hinzu kommen noch die Phänomene der Biokorrosion, die mit diesem Abriebphänomen einhergehen.

Weitere Informationen zur Titan Unverträglichkeit finden Sie auf der Webseite des IMD Labor Berlin.

Keramikummantelte Implantate – die Lösung für Titan-Unverträglichekeit bei Patienten

Für das Problem des Abriebs wurde schon vor vielen Jahren eine Lösung gefunden. Eine Oberflächentechnologie, die immer dann eingesetzt wird, wenn Oberflächen gehärtet werden müssen, wie dies zum Beispiel bei Hochleistungsmotoren mit hohen Belastungen (Mechanik, Hitze) notwendig ist.

Die Metalloberfläche wird mit einem keramischen Material infiltriert und somit gehärtet. Es entsteht eine fast 100-fach härtere Oberfläche als ohne Infiltration. Diese Technologie wird auf orthopädischen Implantaten eingesetzt und nun auch auf Dentalen Implantaten.

Diese neue Art des Zahnimplantats besteht aus Titan im Kern mit all seinen mechanischen Vorteilen. Dieses Spezialimplantat ist von einer 2–5 μm dünnen Keramik-Schicht (Zirkonoxid oder Nioboxid) durch Infiltration der Oberfläche ummantelt ist. Diese Keramikschicht bietet Schutz vor Abrieb und Korrosion, während gleichzeitig die stabile Biomechanik von Titan-Implantaten erhalten bleibt. Trotz der hauchdünnen Keramikschicht dringen keine Titan-Ionen durch den Mantel aus dem darunter liegenden Titanstift ins Gewebe. Es handelt sich um eine sogenannte Hoch-Vakuum-Infiltration, die bereits in der Gefäßchirurgie und Wirbelsäulenimplantologie angewendet wird. Das Verfahren ist demnach nicht neu und bereits in der Haltbarkeit und Stabilität seit vielen Jahren erprobt und erforscht.

Grundsätzlich sehen Forscher großes Potenzial für diese Art des Zahnimplantats. Es könnten nach deren Auffassung alle Implantatsysteme, die auf Titan basieren, mit Keramik ummantelt werden. Die Unverträglichkeiten mancher Patienten würden damit der Vergangenheit angehören.

Wir im ICC benutzen diese Implantate als Alternative zu Keramikimplantaten, die in den letzten 12 Jahren immer wieder zu großen Problemen geführt haben.

Eigenschaften Keramikimplantate

Eigenschaft

Vollkeramik-Implantate

Verbundkeramik-Implantate

Gewebeverträglichkeit Ja Ja
Biologisch neutral Ja Ja
Allergiefrei Ja Ja
Keine Fremdkörperreaktion Ja Ja
Metallfreier Kieferknochenverbund Ja Ja
Kein Metallabrieb Ja Ja
Kein Fremdkörpertransport ins Gewebe unter Kaufunktion Ja Ja
Bakteriendichte Konus-Verbindung zum Zahnaufbau Nein Ja
Dickerer Knochen erforderlich wg. Frakturrisiko; Kieferknochenaufbau daher erforderlich Ja Nein
Variabilität für individuellen Zahnersatz Reduziert* Ja
Rein weiße Implantatoberfläche Ja Nein
Bakteriendichte Verbindung ohne Verklebung im Mund möglich Nein Ja
Erfordernis von Verschraubung und Verklebung im Mund; Risiko von Kleberesten/Infektionen Systemabhängig Nein
Risiko Implantatverlust bei Sofortimplantation/-belastung Kein Unterschied Kein Unterschied
Mehrkosten im Verglaich zu Titanimplantaten Erheblich Gering

* abhängig vom Implantattyp

Die Tabelle Eigenschaften Keramikimplantate wurde vom Kollegen Dr. Wolfgang Sausmikat, Hannover zur Verfügung gestellt.

Patientenbroschüre des Implantatherstellers myplant bio

myplant bio Patientenbroschüre